Bruno Capra

Corona-Exit: Was ist mit den Kitas? – 5 Fragen eines Erziehers zum Ausstieg aus dem Lockdown

5 Fragen

Ein offener Brief an die Politik, die Epidemiologen und an sonstige Entscheidungsträger und Berater

 

Verehrte Leser*innen,

Ich werde auf Fakten setzen, in der Hoffnung Ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen und eine Antwort auf meine Fragen zu bekommen. Da es um verschiedene Aspekte und die daraus resultierenden Fragen geht, wird das ein etwas längerer Text werden.
Wenn ich von Fakten spreche, meine ich weniger validierte wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern vielmehr die Informationen, die normale Bürger*innen wie ich, in den letzten Wochen sammeln konnten.

Zurzeit wird an einer Strategie des Wiedereinstieg ins normale Leben gearbeitet, was ich für wichtig und richtig halte. Es wird von einer graduellen Rückkehr in die Normalität gesprochen, unter Einhaltung von Schutzmaßnahmen. Alles nachvollziehbar.
Was ich sehr vermisse, sind Vorschläge oder gar Richtlinien für eine „vorsichtige Lockerung“ (1) der bisherigen Maßnahmen im Bereich der frühkindlichen Betreuung. Der Diskurs lässt sich sicherlich in vielen Aspekten auf die Grundschule übertragen, ich werde mich aber auf den Kitabereich beschränken, da ich dort tätig bin und mich in diesem Bereich am besten auskenne.
Ich spreche von einem System, das über 3,5 Mio. Kinder betreut (2), mit entsprechenden Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von menschlichen Ressourcen bei einer „Normalisierung“ des wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebens im Lande.

Ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, dass die Rolle von Kindern als Überträger des SARS-CoV-2 Virus bis jetzt wenig berücksichtigt worden ist.
Vermutlich liegt es an der Tatsache, dass Kinder seltener an COVID-19 erkranken. Aus meiner Sicht zeigen aber die Ergebnisse zweier Studien (3), dass die Rolle von Kindern in der Infektionskette es durchaus Wert wäre, genauer untersucht zu werden.
Geht man von der Option aus, dass Kinder „gleichwertige“ Überträger sind wie Erwachsene, stellt sich die Frage, in wieweit der Alltag in der Kita zur Ansteckung beitragen kann.

Von Prof. Drosten und Prof. Kekulé wissen wir, dass die Ausbreitung des Virus hauptsächlich durch Tröpfchen und Aerosol erfolgt (4)(5). Intensive zwischenmenschliche Interaktion und längere Permanenz in geschlossenen Räumen mit geringem Luftaustausch, stellen dabei die idealen Bedingungen für eine erfolgreiche Übertragung dar (5)(6).
Gerade die letztgenannten Faktoren sind zwei der Hauptmerkmale des KiTa Alltages. Hinzu kommt die ausgeprägte Konzentration vieler Menschen auf kleinen Flächen. Acht bis Zehn Menschen auf 20 qm Meter, dürften schon aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen in der KiTa keine Seltenheit sein. Der Einsatz von Schutzkleidung erscheint aus pädagogischen, logistischen und epidemiologischen Gründen problematisch. Maßnahmen wie die regelmäßige und systematische Desinfektion, dürften eher einen „psychologischen Effekt“ haben (4), als tatsächlich zielführend sein.

Daher meine erste Frage: Wie lässt sich unter den beschriebenen Umständen das Infektionsrisiko minimieren und eine Ausbreitung der Krankheit eindämmen?

Wenn über einen „Exit“ gesprochen wird, sind Begriffe wie „Herdenimmunität“ (7), „kontrollierte Durchseuchung“ (8) und „Cocooning“ (9) zu hören. Gemeinsamer Nenner aller diskutierten Strategien ist die Notwendigkeit, gefährdete Gruppen zu schützen.

Deshalb meine nächste Frage: Sollte die Wiederaufnahme des KiTa Betriebs Teil einer der genannten Strategien sein, wäre es nicht zwingend notwendig, gefährdete Gruppen zu definieren und aus der Betreuung auszuschließen?

Damit meine ich nicht nur Fachkräfte, sondern auch Kinder und Eltern. Selbst wenn sie nicht selbst gefährdet sind, sondern im Haushalt mit einer gefährdeten Person leben. Das wäre auch im Sinne einer möglichen Überlastung des Gesundheitssystems bedenkenswert.
Die Vorstellung, die Entscheidung eventuell Verantwortlichen vor Ort zu überlassen, halte ich nach meinen Erfahrungen in der KiTa Notbetreuung, für fahrlässig.

Aus dem Ausschluss bestimmter Personenkreise aus der Kinderbetreuung ergeben sich zwangsläufig zwei weitere Fragen:

Wie werden die Nachteile, die durch einen Ausschluss aus der Betreuung entstehen, (unabhängig davon ob Fachkräfte oder Adressaten) ausgeglichen? (z.B. Entschädigung beim Verdienstausfall? Kündigungsschutz?)

Wenn bestimmte Fachkräfte freigestellt werden, wie wird die Betreuung dann umgestaltet?

Aktuell arbeiten in der Kinderbetreuung fast 800.000 Fachkräfte (2). Ca. 30% im Bundesdurchschnitt sind 50 Jahre alt oder älter (2). Hinzu kämen alle, die gesundheitlich vorbelastet sind (eine Statistik liegt mir nicht vor). Schon allein aus diesen Zahlen ist zu erkennen, dass ein reguläres Betreuungsangebot nicht möglich sein wird. Von der Bildung kleineren Gruppen ganz zu schweigen. Ich gebe zu bedenken, dass wir von einem System sprechen, das bereits vor COVID-19, in vielen Bundesländern an die Grenzen und darüber hinaus, belastet war.

Deshalb meine abschließende Frage: Wie geht es nun weiter?

Für die Aufmerksamkeit, die Sie diesem Brief widmen werden, bedanke ich mich im Voraus und hoffe auf aufschlussreiche Antworten.

Mit freundlichen Grüßen

Bruno Capra

 

  1. Lehmann, D. (2020): UKE-Professor für vorsichtige Lockerung der Corona-Auflagen. NDR 90,3. Verfügbar unter: https://www.ndr.de/903/UKE-Professor-fuer-vorsichtige-Lockerung-der-Corona-Auflagen,audio665582.html
  2. Autorengruppe Fachkräftebarometer (2019): Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2019. DJI Deutsche Jugendinstitut (Hrsg.). Verfügbar unter: https://www.weiterbildungsinitiative.de/uploads/media/Fachkraeftebarometer_Fruehe_Bildung_2019_web.pdf (S. 16, 22 und 31)
  3. Podbregar, N. (2020): Coronavirus: Wie stark trifft es Kinder? Verfügbar unter: https://www.scinexx.de/news/medizin/coronavirus-wie-stark-trifft-es-kinder/?fbclid=IwAR3yUuCe0jCwc9Llc6rhwPB6z5o8XSrEbBfb_64LDm9vHS_w7NF6hgvfc2Q
  4. Hennig, K. (2020): (28) Auch die Atemluft spielt eine Rolle. NDR Info – Das Coronavirus-Update mit Christian Drosten. Verfügbar unter: https://www.ndr.de/nachrichten/info/28-Coronavirus-Update-Auch-die-Atemluft-spielt-eine-Rolle,podcastcoronavirus174.html
  5. Mitteldeutscher Rundfunk (Hrsg.) (2020): Kekulé #22: Die Heinsberg-Stichprobe ist ein Sonderfall. Verfügbar unter: https://www.mdr.de/nachrichten/podcast/kekule-corona/heinsberg-gangelt-ostern-100.html
  6. Martini, A.; Drosten, C. (2020): Coronavirus-Update Folge 24. NDR Info. Verfügbar unter: https://www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript154.pdf
  7. NDR Info (2020): Coronavirus: Rufe nach Exit-Strategie werden lauter. Verfügbar unter: https://www.ndr.de/nachrichten/info/Coronavirus-Rufe-nach-Exit-Strategie-werden-lauter,corona2082.html
  8. Verfügbar unter: https://twitter.com/AlexanderKekule/status/1247035666577399810
  9. Braune, Tim u.a. (2020): Coronavirus: Wann werden die Corona-Regeln gelockert? Berliner Morgenpost. Verfügbar unter: https://www.morgenpost.de/vermischtes/article228786011/Coronavirus-Wann-werden-die-Corona-Regeln-gelockert.html

Kritik an der Erweiterung der Notbetreuung und Lösungsvorschlag

Lesezeit: 5 Minuten (sorry, aber es musste alles gesagt werden!)

Liebe Frau Scheeres, (und zur Kenntnisnahme an alle Entscheidungsträger aller Bundesländer),

 

Wenn ich ehrlich bin, platzt mir gerade der Kragen. Ich werde dennoch versuchen, sachlich und höflich zu bleiben und mich möglichst kurz zu fassen. Ganz so kurz wird es aber nicht sein, denn die Anzahl an Denkfehlern, die gerade ans Licht kommen, ist enorm und jeder Fehler ist es wert, tatsächlich einzeln berücksichtigt zu werden.

Worüber ich mich gerade aufrege?

Über den Rahmen der geplanten Erweiterung der Notbetreuung in Kitas und Schulen.

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich habe kein Problem damit, morgen zur Arbeit zu gehen. Ob ich an Corona, Krebs oder bei einem Unfall demnächst sterbe, macht keinen großen Unterschied. Ein paar ungesunde Gewohnheiten von mir machen die letzten zwei Optionen sogar wahrscheinlicher.

Woran ich mich weigere zu sterben, ist an der UNFÄHIGKEIT von Entscheidungsträgern, die aktuelle Krise sachlich zu bewältigen. Sollte das geplant sein, sehe ich mich gezwungen nach einem anderen Job zu suchen und endgültig von der Sparte der Kinderbetreuung Abschied zu nehmen. Langsam reicht es mir wirklich!

Wird stattdessen über den Tellerrand hinaus und wirklich im Sinne einer Bewältigung der aktuellen Krise nachgedacht, dann stehe ich dem System gerne zur Verfügung. Gerne auch weit über die Verpflichtungen hinaus, die aus meinem Arbeitsvertrag resultieren!

Nun zu den Fakten:

Auf der Internet-Seite des Berliner Senats ist zu lesen:

„Künftig gilt, dass in einigen dieser ausgewählten Berufsgruppen nurmehr ein Elternteil dort tätig sein muss. Damit sollen besondere Härtefälle künftig vermieden werden.“

Ich nehme jetzt ein konkretes Beispiel zu Hilfe, um Konstellation und mögliche Maßnahmen zu erläutern.

Frau Musterdings ist Verkäuferin, 30 Jahre alt. Sie verdient 1400 € Netto im Monat.
Herr Musterdings ist Facharbeiter für Irgendwas, 35 Jahre alt und verdient 2300 € Netto in Monat.
Die Beiden haben zwei Kinder: Kleinmusterdings (4) und Großmusterdings (7).

[Fehler 1,2 u 3: Genderspezifische Berufswahl und Aufstiegsmöglichkeiten, Gender Pay Gap und schlechte Bezahlung systemrelevanter (ja, wir haben es entdeckt!) Berufe]

Alle vier sind gesund und halten sich an die aktuellen Empfehlungen des RKI.

Seit dem 17.03. haben die Beiden keine Kinderbetreuung mehr. Frau Musterdings ist zuhause geblieben und hat sich um die Kinder gekümmert. Wäre Herr Musterdings bei den Kindern geblieben, hätte den Beiden 2/3 an Einkommen gefehlt. Ein eindeutiger Härtefall also.

Frau Musterdings wird jetzt dringend im System gebraucht.

Lösung vom Senat: Notbetreuung - Kleinmusterdings kommt in die Kita, Großmusterdings in die Schule. Herr Musterdings kann wieder arbeiten.

Auswirkung aus epidemiologischer Sicht (Hier nur 1 „Kette“ dargestellt):
Frau Musterdings begegnet beruflich bedingt 500 Menschen am Tag. Entsprechend hoch ist eine Ansteckungsgefahr. Sie überträgt die Viren an ihre Kinder, die diese unbemerkt an 10 weitere Kinder und 4 Betreuer*innen weiterreichen. Aus einem System, das betroffen ist, werden in direkter Instanz (und kurzer Zeit!!!) also 14. Was das bedeutet, lässt sich anhand des Bildes im Anhang ahnen.
Nebenbei bemerkt, es dauert nicht lange, bis es zum ersten erklärten Fall in der Kita und/oder Schule kommt und schon wird der Laden ganz dicht gemacht und die vorgeschlagene Lösung erweist sich als nutzlos.

[somit Fehler 4 und 5!]

In einem Kommentar auf Facebook fragt der Berliner Senat nach einer Alternative:
„Was ist bitte die Alternative? Ärzten, Pflegepersonal, Polizisten usw. es erschweren, ihren dringend notwendigen Beruf auszuüben? Die Notbetreuung ist ein Instrument, um hier dringend benötigtes Personal sicher zu stellen. Und ja, viele Lebensbereiche sind aktuell auf das vernünftige Handeln der Menschen in unserer Stadt angewiesen.“

Und spätestens hier kriege ich richtig Wut!

Die Alternative? Ganz einfach:

Frau Musterdings geht arbeiten und Herr Musterdings bleibt bei voller Bezahlung bei den Kindern.

Auswirkung aus epidemiologischer Sicht:
Sollte sich Frau Musterdings bei der Arbeit anstecken, bringt sie das Virus in ein ziemlich geschlossenes Familiensystem. Bedingt durch Alter und körperlicher Verfassung, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie die Krankheit ohne Intensivtherapie überstehen werden und somit später zu der Herdenimmunität beitragen.

Wäre doch gut, oder?

„Das geht doch gar nicht“, werden Sie sagen. „Herr Musterdings zuhause? Bezahlt? Das geht nicht!“
Ich sehe es anders.

Im Grundgesetz steht (Art 6 Abs. 2 GG) „Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht.“
Gibt man den Eltern dieses Recht und diese Pflicht, dann muss man sie auch in die Lage versetzen, ihr Recht auszuüben und ihrer Pflicht nachzukommen. Institutionelle Kinderbetreuung SOLL die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen und NICHT Rechte und Pflichten der Eltern ersetzen.

[Fehler 6]

Deshalb meine klare Forderung für sofort und für die Zeit nach Corona:

Kann eine institutionelle Kinderbetreuung nicht sichergestellt werden, dann tritt §616 BGB in Kraft, und zwar so lange wie das nötig ist.

„Der zur Dienstleistung Verpflichtete wird des Anspruchs auf die Vergütung nicht dadurch verlustig, dass er für eine verhältnismäßig nicht erhebliche Zeit durch einen in seiner Person liegenden Grund ohne sein Verschulden an der Dienstleistung verhindert wird.“ (§616 BGB S. 1)

Ich möchte den Richter sehen, der herausfinden will, was „verhältnismäßig“ und „erheblich“ ist, in einer noch nie dagewesenen Situation!

Also: Lohnfortzahlung bei fehlender Kinderbetreuung. Punkt!

Können die Arbeitgeber das nicht stemmen, dann muss über einen Umlagefonds nachgedacht werden.

„Das wird uns arm machen“, werden sie erwidern. Ja, sicher. Aber lieber arm als tot! Oder?

Die ganze Corona-Geschichte wird uns arm machen. Damit sollten wir uns abfinden. Je früher wir es realisieren, umso früher können wir mit dem „Wiederaufbau“ anfangen. Die, die jetzt sterben, haben es schon erlebt. Für uns ist es Neuland, aber wir werden es auch überleben. Selbst wenn uns 70-80% von dem, was wir haben, wegfallen, wären wir immer noch besser dran, als aktuell der größte Teil der Weltbevölkerung. Ein guter Zeitpunkt, über Vieles nachzudenken.

Also, Zuversicht ist angesagt! Und aus Fehlern lernen! Glauben Sie mir, wenn ich von Fehlern rede, weiß ich aus erster Hand, wovon ich rede!

Bei uns, in Italien, gibt es ein Sprichwort: „Solange wir am Leben sind, gibt es Hoffnung“.
In diesem Sinne: Es liegt an uns zu vermeiden, dass demnächst Hoffnung mit grünen LKWs weg transportiert wird.

Denken Sie nochmal darüber nach!

Ich wünsche Ihnen viel Kraft!
Mit freundlichen Grüßen
Bruno Capra

Mangel an pädagogischen Fachkräften? So groß ist die Not nicht!

Ablehnung

...... zumindest nicht in Braunschweig/Wolfenbüttel! Dort verfügt man offensichtlich über so viele Reserven, dass man es sich leisten kann, die Bewerbung einer Kindheitspädagogin abzulehnen.

Ja, kein Scherz! Die Begründung? Mangelnde  Qualifikation. Für mich nicht nachvollziehbar.

Eine amtliche Absurdität aus einer Niedersächsischen Amtsstube? Oder ist es der Spiegel einer grundlegenden Haltung, welches die niedersächsische Landesregierung zum Thema „Akademisierung“ von Fachkräften vertritt?

Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) sagte: „Man muss nicht studieren, um Erzieher oder Erzieherin zu werden.“ (s. Link)

Das stimmt. Aber müssen diejenigen, die sich für ein Studium entscheiden benachteiligt, bzw. ganz aus dem System gekickt werden? Sicherlich nicht, oder?

Um wieder auf die Worte von Tonne zurückzugreifen: „Wir brauchen Querdenker und Weiterdenker“. Der Aussage kann ich mich nur anschließen. Lass uns also weiterdenken und im diesen Sinne handeln!

Quelle: https://www.weser-kurier.de/region/wuemme-zeitung_artikel,-visionen-fuer-die-kita-von-morgen-_arid,1824770.html

„Il Cento c‘è“

100

Heute vor 100 Jahren, am 23. Februar 1920, wurde in Coreggio (Italien) Loris Malaguzzi geboren. Loris Malaguzzi - der „Vater“ der Reggio-Pädagogik und Verfasser des uns allen bekannten Gedichts über die 100 Sprachen des Kindes.
Er war Initiator und Begleiter eines Ansatzes, der von der amerikanischen Zeitschrift „Newsweek“ 1991 als beste vorschulische Pädagogik der Welt ausgezeichnet wurde. Eine Pädagogik des „Raumes“ und des freien Ausdrucks individueller Kreativität. Eine Pädagogik des Dialogs, der Partizipation, wo Bildung zu einem gemeinsamen, nie endenden, konstruktiven Prozess wird.
Was uns aber Reggio vor allem zeigt, ist das, was möglich ist, wenn Gesellschaft und Politik Kinder in ihren Fokus rücken. Wenn die Begleitung von Kindern zur obersten, gemeinsamen Aufgabe wird.

"Aktuelle Entwicklungen im Feld der Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern"

Tunnel

Veranstaltungshinweis - Abendvorlesung zum Thema:

"Aktuelle Entwicklungen im Feld der Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern"

Referentin: Dr. Elke Alsago (Referentin des ver.di Bundesvorstandes)
Donnerstag, 06.02.2020 - von 18 bis 20 Uhr im Audimax der Alice-Salomon-Hochschule Berlin

"Die professionelle Bildungsarbeit mit Kindern ist abhängig von ihren Rahmenbedingungen, die politisch und gesellschaftlich ausgehandelt werden. Zur Zeit in der Diskussion sind das SGB VIII, die Qualität in Kitas, der Rechtsanspruch auf ganztägige Bildung von Schulkindern, die Finanzierung des Systems, der Fachkräftemangel und die Ausbildung von Fachkräften. Um nur einige zu nennen. Die pädagogische Abendvorlesung wird einige wichtigen Diskurse vorstellen und gleichzeitig die Möglichkeit zur Diskussion eröffnen."

Stellungnahme der BAG-BEK zu den Plänen der Kultusministerkonferenz

Entwurft

Stellungnahme der AG Berufspolitik der Bundesarbeitsgemeinschaft Bildung und  Erziehung in der Kindheit e.V. (BAG BEK) zu dem Konzept der Kultusministerkonferenz (KMK) zur Qualifizierung frühpädagogischer Fachkräfte.

„Keine hohe Qualität in der frühen Bildung, Erziehung und Betreuung ohne gute Qualifikation des Personals!

„Die vorgesehene Einführung einer beruflichen Erstqualifizierung, die zu einer Tätigkeit als Fachkraft in Kindertageseinrichtungen befähigen soll, unterläuft aus unserer Sicht die Sicherstellung des Fachkräftegebots nach §72 SGB VIII.“

„Eine formale Abwertung des Arbeitsfeldes ist kontraproduktiv hinsichtlich der notwendigen Qualität in den Einrichtungen und der geforderten und notwendigen gesellschaftlichen Aufwertung der Sozial- und Gesundheitsberufe.

https://www.bag-bek.de/fileadmin/user_upload/Stellungnahme_der_AG_Berufspolitik_der_BAG_BEK_20191106-signed.pdf

Fachgespräch am 04. Dezember

Grunschule

„Ab 2025 soll ein Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz gelten. Zwei Milliarden Euro will der Bund dafür investieren. Was bedeutet das für Berlin? Werden weitere notwendige Schritte bezüglich der Qualitätsverbesserung gegangen? Woher kommen die dringend benötigten Fachkräfte? Diese und weitere Fragen wollen wir gern mit Ihnen diskutieren.“

GEW BERLIN und das Bündnis Qualität im Ganztag laden zum Fachgespräch ein.

Am 4. Dezember 2019 von 18 bis 21 Uhr
im Abgeordnetenhaus von Berlin Niederkirchnerstraße 5, 10111 – Raum 376

Für weitere Informationen:

https://www.linksfraktion.berlin/aktuelles/termine/detail/news/berliner-ganztagsschule-aktuelle-situation-und-perspektiven/

"Mehr Kuchen, kein Krieg!"

Bild Kinderdemo

„Mehr Kuchen, kein Krieg“. Als ich diese Überschrift auf der Facebook-Seite von kitakriseberlin.org gelesen habe, war ich begeistert.
Es war die beste Meldung, die mich seit langem aus dem Bereich der frühkindlichen Bildung erreicht hatte.
Ich sah „Bildung“ verwirklicht, so wie ich sie mir vorstelle. Ich sah gelebte Partizipation, da die Demo Idee der Kinder war und diese sogar selbst anmeldeten. Ich sah die Umsetzung unseres Auftrages zur Förderung der individuellen Entwicklung und „Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit“.
Das Bild erinnerte mich an die Narrative von Reggio und an Gedanken aus den Texten von Janusz Korczak. Ich empfand höchste Achtung für alle, die diese Aktion möglich gemacht hatten: die Kinder, die Eltern, die Fachkräfte.
Als ich dann auf den verlinkten Artikel des RBB klickte und die Kommentare las, trübte sich mein Gemüt. Dort sah ich Licht und Schatten: das Licht einer verwirklichten Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und Fachkräften und den Schatten einer Gesellschaft, die nach wie vor Angst vor einem Paradigmenwechsel hat. Angst, dass die Dinge sich ändern könnten. Angst, Kinder könnten den „Raum“ beanspruchen, der ihnen zusteht.
Doch gerade in der heutigen Zeit brauchen wir eine Pädagogik des Mutes, nicht der Angst. Die Kinder zeigen uns den Weg, wir müssen sie nur ernst nehmen,  ihnen  zuhören und mutig begleiten.

 

Für mehr Informationen: https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2019/11/berlin-schoeneberg-kita-demo-un-kinderrechte-konvention.html